Motor revidieren: Bedeutung, Ablauf & Kosten

Autor: simone

Den Begriff “Motor revidieren” liest man in Deutschland vergleichsweise selten – und das, obwohl die Herangehensweise dahinter zu den wichtigsten Reparaturmöglichkeiten bei unterschiedlichsten Motorschäden gehört. Unser repareo-Experte erklärt dir, was beim Revidieren eines Motors gemacht wird und was das mit einer Generalüberholung zu tun hat. Zusätzlich wollen wir dir zeigen, bei welchen Schäden eine Motorrevision infrage kommt, welche Kosten du dafür einplanen solltest und welche Alternativen es gibt.

Inahltsübersicht:
Motor revidieren – was ist das überhaupt?
Wann sollte ich einen Motor revidieren lassen?
Gibt es Alternativen zur Motorrevision?
Wie viel kostet es einen Motor revidieren zu lassen?
Wie erkenne ich Motorprobleme frühzeitig und vermeide eine Motorrevision?

Motor revidieren – was bedeutet das überhaupt?

Motorreparatur, Motorüberholung, Motorinstandsetzung – wer einen Motorschaden beheben lassen will, hat eine ganze Reihe unterschiedlicher Optionen zur Auswahl. Als wären diese für Laien nicht schon schwer genug zu unterscheiden, liest man im selben Zusammenhang auch immer wieder von der “Revision” des Motors. Das Ungewöhnliche: Eine eindeutige Erklärung zu diesem Vorgehen findet man online fast nirgends. Das hat auch einen einfachen Grund: Innerhalb der Kfz-Branche wird der Begriff “Motor revidieren” letztendlich nur als Synonym für die Generalüberholung eines Motors genutzt. 

Einfach gesagt: Bei der Motorrevision wird der Fahrzeugmotor vollständig in seine Einzelteile zerlegt und gereinigt, bevor sämtliche Verschleißteile und wichtigen Komponenten erneuert bzw. ausgetauscht werden. Eine Motorrevision ist dadurch gewissermaßen eine “Grunderneuerung” für den Motor. Die Gründe für die Revision können unterschiedlich sein, meistens steht eines der folgenden Ziele im Mittelpunkt: 

  • Ein vorhandener oder sich ankündigender Motorschaden soll behoben bzw. abgewendet werden. Das Revidieren des Motors ist in solchen Fällen sinnvoll, wenn es mehrere Probleme bzw. defekte Bauteile gibt, die ausgetauscht werden müssen. Bei gezielteren Reparaturen an einzelnen Komponenten empfiehlt sich hingegen häufig die Motorinstandsetzung.
  • Die Laufzeit eines Motors soll verlängert werden, ohne dass ein Schaden vorhanden ist. Das Revidieren wird also mehr als vorbeugende Maßnahme verstanden. Bei einer solchen Revision werden häufig nur die wichtigsten Komponenten (z. B. Zylinderkopf, Kurbelwellenlagerung, Kurbeltrieb) nach dem aktuellen Stand der Technik erneuert.

Gut zu wissen: Durchgesetzt hat sich der Begriff “Revision” bei Motoren vor allem im Motorrad-, Roller- und Mofabereich. Im Auto-Segment ist die Bezeichnung sehr selten.

Wann sollte ich einen Motor revidieren lassen?

Der ursprüngliche Ansatz der Motorrevision setzt die Vorbeugung von Schäden und die Verlängerung der Motor-Lebenszeit in den Fokus. Da die Grenzen zwischen Revision, Überholung und Instandsetzung heutzutage aber ohnehin häufig verschwimmen, kannst du die Revision auch als Reparaturmaßnahme für vorhandene Motorschäden verstehen. 

Sinnvoll und rentabel ist die Motorrevision vor allem dann, wenn neben einem Motorschaden keine anderen Defekte vorliegen und sich bereits vorab einschätzen lässt, an welchen Stellen die Probleme liegen. Wenn die Werkstatt im Zuge der Revision erst auf Fehlersuche (= Schadensanalyse) gehen muss, steigen auch die Kosten enorm. Da die Revision aber häufig im Stil einer Komplett- bzw. Generalüberholung passiert, ist in den meisten Fällen ohnehin von vornherein fest vereinbart, welche Arbeitsschritte durchgeführt werden.

Ursachen von Motorschäden: Wann muss ein Motor revidiert werden?

Viele kleinere Motorschäden können durch eine gezielte Reparatur bzw. Instandsetzung behoben werden, ohne dass dafür eine vollständige Revision nötig wird. Allgemeingültig lässt sich nur schwer bestimmen, welche Schäden mit in die “Revisions-Kategorie” fallen. Zu den häufigsten gehören aber unter anderem folgende:

  • Zahnriemen / Steuerkettenriss

Die Motorsteuerung gehört aus einem einfachen Grund mit zu den typischen Schadensursachen: Sobald der Zahnriemen reißt oder die Steuerkette überspringt, steht die Nockenwelle sofort still. Die Kurbelwelle dreht sich jedoch weiter – die Kolben können dadurch ungehindert auf die Ventile prallen. Insbesondere bei hohen Geschwindigkeiten ist ein kapitaler Motorschaden deshalb keine Seltenheit. 

  • Probleme mit der Ölversorgung

Ob niedriger Öldruck, Schmierfilmabriss, Kraftstoff im Öl oder veraltetes Motoröl – eine mangelnde oder fehlende Motorschmierung gehört immer mit zu den “worst cases” für den Motor und wird sehr schnell zur Ursache für schwere Defekte, da ganz unterschiedliche Komponenten von der ordnungsgemäßen Schmierung abhängig sind. Ein besonders hohes Risiko besteht für ältere Fahrzeuge, da sie grundsätzlich zu einem höheren Ölverbrauch neigen. 

  • Überdrehung und Überhitzung des Motors

Auch mit einer optimalen Motorschmierung stellt die Reibung bei höheren Drehzahlen eine starke Belastung für Komponenten wie Zylinder, Kolben, Ventile und Lager dar. Die dabei entstehende Hitze beschleunigt den gewöhnlichen Verschleiß extrem. Verstärkt wird der Effekt, wenn es zusätzlich zu einer Überhitzung kommt – typische Ursachen können ein Kühlwassermangel oder eine defekte Wasserpumpe sein.

Bei den genannten Schadensursachen handelt es sich natürlich nur um ein paar der häufigsten Beispiele. Unter anderem können auch folgende Probleme eine Motorrevision notwendig machen: 

  • Fehler bei der Betankung (z. B. Diesel statt Superbenzin)
  • Biegungen oder Brüche in der Kurbelwelle
  • Einlaufen der Nockenwelle 
  • Verschleiß, Einschläge oder Brüche an den Kolben
  • Einlaufen, Reißen oder Brechen der Lagerschalen 
  • Verstopfen der Injektoren
  • Verkoken der Ventile
  • Dichtungsprobleme bei der Zylinderkopfdichtung

Was wird beim Revidieren des Motors gemacht?

motorinstandsetzung preis
Die letzten Motoreinstellungen werden vorgenommen

Wie die Motorrevision im Detail abläuft, hängt immer auch von der Art und Tragweite des vorhandenen Schadens ab. Wenn die Revision im Stil einer Generalüberholung durchgeführt wird, gibt es jedoch einen festen Ablaufplan. Das bedeutet zwar nicht, dass alle der erwähnten Bauteile ausgetauscht werden – es ist aber zumindest sichergestellt, dass alle wichtigen Komponenten geprüft werden. 

Wenn dein PKW für die Motorrevision im Kfz-Betrieb eintrifft, wird der Motorblock zunächst entnommen und grundlegend gereinigt. Eine vollständige Revision umfasst anschließend folgende Arbeitsschritte:

  • Revision bzw. Überholung des Rumpfmotors.
  • Abdrücken und Verzugsprüfung des Zylinderkopfs – ggf. Planschleifen
  • Schleifen bzw. Honen der Zylinder
  • Austausch aller beschädigten Ventile (inkl. Ventilsitze und Ventilführungen)
  • Bohren und Honen des Motorblocks – abhängig vom Zustand
  • Prüfung und Reinigung der Kolben – Erneuerung der Kolbenringe
  • Schadenskontrolle an der Kurbelwelle inkl. Polierung, Schleifen und Neuwuchtung
  • Erneuerung der Nockenwelle bei Bedarf
  • Restauration der Pleuellagerschalen und Kurbelwellenhauptlager
  • Austausch der Motorsteuerung (Steuerkette / Zahnriemen)
  • Ersetzen aller Dichtungen durch Original-Ersatzteile
  • Reinigung aller Ölkanäle
  • Ölwechsel und Neubefüllung bei Frostschutz- und Klima-Kältemittel
  • Löschung des Fehlerspeichers und Neucodierung der Bauteile
  • Prüfung relevanter Anbauteile und Nebenaggregate (u. a. Pumpen, Krümmer, Turbolader)

Abgeschlossen wird die Revision natürlich, indem der Motor wieder zurück in den PKW verbaut wird. Anschließend folgt eine Belastungs- und Funktionsprüfung. Einen revidierten Motor solltest du während der ersten 1000 km schonen. Das bedeutet vor allem, dass du bei Benzinern die 3000 Umdrehungen und bei Dieseln die 2500 Umdrehungen möglichst nicht überschreitest. Nach der Einfahr-Phase lässt du am besten erneut einen Ölwechsel durchführen.

Motorschäden: Was sind die Alternativen zur Motorrevision?

Gerade bei älteren Fahrzeugen ist eine Motorrevision nicht immer sinnvoll und rentabel. Welche Option die richtige für dein Auto ist, kann dir ein erfahrener Kfz-Mechaniker häufig schon nach einem ersten Check sagen. Grundsätzlich gibt es folgende Alternativen: 

  • Motorinstandsetzung: Wie eingangs erwähnt, ist der Übergang zwischen Überholung und Revision (bzw. Motorüberholung) sehr fließend. Die Motorinstandsetzung kann die richtige Alternative sein, wenn vor allem eine einzelne Schadensursache gibt, die auch gezielt behoben werden kann. Dabei werden ausschließlich beschädigte, verschlissene oder defekte Bauteile repariert, sodass der Motor wieder voll funktionsfähig ist.
  • Motor austauschen lassen: Ist eine Reparatur nicht mehr möglich und die Revision nicht rentabel, kann es sinnvoll sein, den Motor vollständig gegen einen werksneuen, generalüberholten oder gebrauchten Antrieb austauschen zu lassen. Da neue Motoren in der Anschaffung häufig bis zu fünfstellige Summen kosten und ein gebrauchter Motor mit einem hohen Risiko für erneute Schäden einhergeht, ist ein generalüberholter Austauschmotor in den meisten Fällen die rentabelste Option.
  • Auto mit Motorschaden verkaufen: Liegt der Restwert deines Pkws mit Motorschaden noch über den Kosten für eine Überholung bzw. den Kauf und Einbau eines Austauschmotors, ist es aus finanzieller Sicht häufig die bessere Entscheidung, ihn so zu verkaufen, wie er ist. Wie du den Restwert bestimmst und welche Möglichkeiten du beim Verkauf eines Autos mit kapitalem Motorschaden hast, findest du hier heraus.

Wenn sie früh erkannt werden, lassen sich die meisten leichten bis mittelschweren Motorschäden problemlos mithilfe einer Motorrevision beheben. In den folgenden Fällen ist eine Reparatur allerdings nur schwer möglich oder aus finanzieller Sicht nicht mehr lohnenswert:

  • Nockenwellenbruch
  • Risse am Zylinderblock
  • Verschlissenes Pleuellager
  • Kolbenfresser

Motor revidieren lassen: Welche Kosten entstehen?

Bei solch umfangreichen Arbeiten wie einer Motorrevision lassen sich die Kosten nur sehr schwer verallgemeinern. Die Unterschiede, die auch einen starken Einfluss auf die Kostenentstehung haben, beginnen schon bei der Komplexität des Motors: Den Motor eines Smarts revidieren zu lassen, bringt ganz andere Herausforderungen und Kosten mit sich als bei einem BMW 3er oder einem Porsche 996. Zusätzlich spielen vor allem folgende Faktoren eine zentrale Rolle für die Kosten:

  • In welchem Umfang wird die Motorrevision durchgeführt? (z. B. vollständige Revision, gezielte Teilrevision)
  • Welches Alter und welchen Zustand hat der Motor?
  • Wie komplex ist der Motor aufgebaut?
  • Welche und wie viele Komponenten und Verschleißteile müssen erneuert werden?
  • Wie hoch sind die Kosten für die (Original-)Ersatzteile?
  • Wie arbeitet die Werkstatt? (z. B. Qualität der Ersatzteile, grundsätzliches Preisniveau)
  • Fallen Zusatzkosten für die Fahrzeug-Abholung an?

Wenn man die Kosten für die Motorrevision mit denen eines vollständigen Motoraustauschs vergleicht, fallen sie meistens deutlich niedriger aus. Mit Kosten im vierstelligen Bereich musst du aber in jedem Fall rechnen. Der Grundpreis für eine umfassende Motorrevision, die mit der Motor-Generalüberholung vergleichbar ist, liegt häufig zwischen 2.500 € und 3.000 €.

Wichtig ist deshalb vor allem, dass du dir vorab exakt zeigen lässt, welche Arbeitsschritte eingeplant sind und welche Kosten (z. B. Fahrzeug-Abholung) potenziell durch ein Komplettpaket der Werkstatt abgedeckt werden. 

Welche Werkstatt kann meinen Motor revidieren?

Einen Motor vollständig zu revidieren, gehört für auch für die meisten Kfz-Betriebe nicht zum Tagesgeschäft und erfordert nicht nur viel Erfahrung, sondern auch Spezialwerkzeuge. Wir raten dir deshalb strikt davon ab, dich auf Angebote von Hobby-Mechanikern und Co. einzulassen – ganz egal, wie verlockend die Angebote im ersten Moment auch aussehen mögen. 

Nur bei einer seriösen und zertifizierten Werkstatt kannst du dir wirklich sicher sein, dass du richtig beraten wirst, alle Arbeiten ordnungsgemäß durchgeführt werden und du anschließend auch eine Garantie für die Revision selbst und die verbauten Ersatzteile erhältst. Am besten suchst du online nach einem Betrieb, der auf die Revision bzw. Überholung von Motoren spezialisiert ist und dir dadurch auch folgende Vorteile bieten kann: 

  • Expertise über unterschiedliche Reparaturmöglichkeiten hinweg
  • Langjährige Erfahrung beim Revidieren von Motoren
  • Professionelle Revision aller Marken und Modelle
  • Garantie für die Motorrevision und alle verbauten Ersatzteile
  • Spezialwerkzeuge und direkte Beziehungen zu Teilelieferanten
  • Zusätzliche Leistungen (z. B. Abhol-Service) häufig im Komplettangebot inklusive 

Auch wenn es keine gesetzlichen Vorgaben für das Revidieren von Motoren gibt, kannst du dich dennoch an bestimmten Qualitätsstandards orientieren. Hier werden die Begriffe jedoch wieder ein wenig uneinheitlich, weshalb du vor allem nach Qualitätsstandards Ausschau halten solltest, die sich auch generalüberholte Motoren beziehen. Der bekannteste Standard ist das RAL Gütezeichen Motoreninstandsetzung (RAL-GZ 797). Dieses können nur Mitgliedswerkstätten in der Gütegemeinschaft der Motoreninstandsetzungsbetriebe e.V. (GMI) für ihre Motoren vergeben, die sich bei der Revision an strikte Vorgaben in Sachen Ersatzteilqualität, Einbau, Funktionsprüfung, Inspektion und Erfahrung der zuständigen Mechaniker halten. 

Motor revidieren vermeiden: Wie erkenne ich Motorprobleme frühzeitig?

Abschließend haben wir einige frühzeitige Anzeichen und Tipps gesammelt, die dir beim Erkennen und Vorbeugen von Motorschäden helfen – und dich im Ernstfall auch davor bewahren können, deinen Motor revidieren lassen zu müssen.

Neben einer sicheren und schonenden Fahrweise stehen vor allem die regelmäßigen Inspektionen im Mittelpunkt: Wer sich an die Herstellertermine hält und sein Auto in den vorgegebenen Intervallen prüfen und warten lässt, beugt ganz automatisch vielen der typischen Motorprobleme vor: aufkommende Schäden werden frühzeitig erkannt und Verschleißteile können rechtzeitig ausgetauscht werden.

Wichtig ist zudem, dass du mögliche Symptome eines Motorschadens niemals auf die leichte Schulter nimmst und deshalb zu lange zögerst, eine Werkstatt zu kontaktieren. Auch kleine Defekte können schnell zur Ursache für eine notwendige Motorrevision werden, wenn sie genügend Zeit haben, sich auszubreiten. Diese Anzeichen können dir dabei helfen, einen vorhandenen oder aufkommenden Motorschaden zu erkennen: 

  • Deutliche Leistungseinbußen
  • Unrunder Motorlauf, Fehlzündungen oder Probleme beim Motorstart
  • Klopfen, Klacken, Rasseln oder andere Geräuschentwicklungen im Motorraum
  • Rauchbildung mit den Abgasen (v. a. weißer oder blauer Rauch)
  • Hoher Ölverbrauch oder Verlust von Motoröl
  • Verschmutzungen (z. B. Metallspäne) im Öl
  • Weiße Flüssigkeit oder Schaum am Öldeckel